top of page

Innere Haltung und Auslöser


Was fasziniert dich wirklich? Was zieht dich an? Bei den vielen Bildern, die täglich auf uns wirken und unsere Vorstellung von Orten und Dingen prägen, ist das gar nicht immer so einfach herauszufinden. Mach dir keine Vorstellungen und öffne dich für deine eigene Sehweise.

„Die Kamera ist ein Instrument, das einem beibringt, wie man ohne Kamera sieht“, so hat es die amerikanische Pionierin der Dokumentarfotografie Dorothea Lange einmal ausgedrückt. Mit der Kamera kannst du also einen Moment, einen Menschen oder Gegenstand so einfangen, wie du ihn wahrgenommen hast. Die wichtigste Frage dabei ist: Wenn du mit dieser Offenheit durch die Straßen einer Stadt flanierst, folgst du nur deinem ganz persönlichen Eindruck, der in dir entsteht. Dir werden Details auffallen, an denen du ohne die Kamerasicht vorbeilaufen würdest, du wirst neue Blickwinkel finden und Bilder gestalten, die so niemand außer dir gefunden hätte. So entstandene Fotos werden gute Bilder, die dir gefallen und die auch andere sehen wollen, weil sie Neues zeigen. Es geht darum, sich selbst besser kennenzulernen, die ganz eigene Sicht zu entdecken und nicht einfach nur irgendetwas Interessantes da draußen zu finden, von dem man ein Foto macht.

Die Space Needle in Seattle mal anders gesehen.

Bilder, die durch dich entstanden sind, werden zu Fotos, die dir auch nach Jahren noch vertraut vorkommen und du wirst dich ziemlich genau an die Situation erinnern. Eben weil sie nicht belanglos sind, sondern auf einen Aspekt fokussieren und etwas ausdrücken, was sich in dir abgespielt hat - auch wenn es manchmal innerhalb von Sekunden passiert. Egal, welche Kamera, eine funktionsreiche Spiegelreflex- oder eine handliche Kompaktkamera, vielleicht auch nur das Smartphone, nimm, was du gerne benutzt und zieh los, Bilder zu machen. Falls du unsicher bist, welche Einstellungen gerade die passenden sind, stelle den Programm- oder Automatikmodus ein - das ist keine Schande. Versuche, dich wirklich ganz auf deine Umwelt einzulassen, ob im Wald, auf einer Bergwiese oder mitten im Getümmel der Großstadt. Halte inne, schließe kurz die Augen und nimm für einen Moment die Atmosphäre war. Was löst das in dir aus? Ruhe, Freude, Tatendrang oder Hektik, Nervosität, Unruhe. Alles, was dich bewegt ist gut und wird deinen persönlichen Blick lenken. Schau dich um, laufe langsam los und halte die Kamera bereit.

Jetzt ist es wichtig, dass du nicht anfängst dir Gedanken zu machen, wie du dein Gefühl am besten abbilden kannst, sondern darauf vertraust, dass das, was du als interessant betrachtest, das was dir jetzt auffällt, genau dem entspricht, was du auch wahrgenommen hast. Dein innerer Betrachter sucht sich im Außen das, was ihn bewegt. Schalte den Kopf aus und lasse dich bzw. deinen Blick führen. Vielleicht ist es ein Tag, an dem dich Details sehr beschäftigen. Dann gehe mit der Kamera nah ran. Dafür brauchst du nicht unbedingt einen Makromodus oder eine Makro-Linse. Wenn du dich deiner Umwelt annäherst und aus kurzer Distanz fotografierst, wird das den Bildausdruck prägen. Mache es so, wie es für dich passend erscheint und wie es deine Kamera zulässt.

An anderen Tagen hat man den totalen Weitblick und nimmt ganze Szenen wahr, Interaktionen mit mehreren Beteiligten oder Landschaften mit unterschiedlichen Elementen, die auf eine besondere Art miteinander in Verbindung stehen. Dann wirst du Rahmen und Perspektive so festlegen, dass die Bildsprache das nachher widergibt. Selbst millionenfach fotografierte Sehenswürdigkeiten kannst du, wenn du dich wirklich angesprochen fühlst, neu „sprechen“ lassen. Das kann dir durch besondere Lichtverhältnisse, eine versteckte, aber markante Linienführung oder eine ungewöhnliche Perspektive gelingen. Du wirst es merken, was das Besondere für dein Empfinden ist.

40 Ansichten0 Kommentare
bottom of page